- Umweltindikatoren
- 1. Begriff: An die Stelle einer Vielzahl von Einzelinformationen sollen Parameter oder Wertgrößen treten, die als leicht überschaubare Angaben dem Zustand der Umwelt bzw. ihre spezifischen Belastungen darstellen und Entwicklungstrends aufzeigen können. Eine derartige Beschreibung ist Voraussetzung für eine umweltbezogene Beurteilung der menschlichen Aktivitäten. Eine treffsichere Beurteilung aufgrund verdichteter Informationen ist Voraussetzung auch für die Wahl umweltpolitischer Strategien (⇡ Umweltpolitik).- 2. Internationale Ansätze: a) Die Entwicklung von U. begann durch die ⇡ OECD. Sie entwickelte einen methodischen Ansatz, in dem drei Hauptkategorien von U. unterschieden wurden: Belastungen der Umwelt (Pressures), Beschreibung von Umweltzustand und -qualität (State) und gesellschaftliche Reaktionen (Responses; sog. PSR-Ansatz). Der OECD-Ansatz stellt bis heute die Grundlage der internationalen Entwicklungen auf dem Gebiet der Indikatorensysteme dar. Die OECD hat mehrere Indikatorensätze für verschiedene Zwecke entwickelt: das Core Set mit zehn Schlüsselindikatoren für die Umwelt sowie spezielle sektorale Indikatoren (z.B. Transport, Energie, Landwirtschaft).- b) Die Commission for Sustainable Development (CSD) erweiterte den methodischen Ansatz der OECD und dehnte den Betrachtungsrahmen auch auf soziale, wirtschaftliche und institutionelle Bereiche aus (⇡ Nachhaltigkeitsindikatoren). Das Indikatorensystem der CSD umfasst 58 Einzelindikatoren, davon 19 umweltrelevante.- c) Die ⇡ Europäische Umweltagentur (EEA) ergänzte den PSR-Ansatz der OECD um die Kategorien verursachende Faktoren (Driving Forces) und Auswirkungen (Impact; sog. DPSIR-Ansatz).- d) Vom Rat der Europäischen Union wurden 2001 U. für eine nachhaltige Entwicklung festgelegt. Es handelt sich um sieben Indikatoren, die in dem jährlich zusammenfassenden Bericht der EU-Kommission, der dem Europäischen Rat auf dem Frühjahrs-Gipfeltreffen vorzulegen ist, zu berücksichtigen sind. Sie konkretisieren folgende anerkannte Prioritäten: (1) Klimaänderungen, (2) nachhaltiger Verkehr, (3) Gesundheit der Bevölkerung, (4) natürliche Ressourcen und (5) globaler wirtschaftliche Zusammenhang. Die auf diesen Prioritäten beruhenden Indikatoren sind: (1) Treibhausgasemissionen in absoluten Werten und im Verhältnis zu den Zielen von Kyoto; (2) Anteil der erneuerbaren Energiequellen an der Stromerzeugung; (3) Verkehrsaufkommen bezogen auf das Bruttoinlandsprodukt (Personen- und Frachtkilometer); (4) Gewichtung der Verkehrsträger; (5) Belastung der Stadtbevölkerung durch Luftverschmutzung (Zahl der Tage mit überschrittenen Grenzwerten); (6) Volumen des eingesammelten Siedlungsmülls; (7) Energieaufwand der Wirtschaft (Energieverbrauch bezogen auf das Bruttoinlandsprodukt).- 3. Nationale Umsetzungen: Basierend auf den CSD-Indikatoren präsentierte der Staatssekretärsausschuss für Nachhaltige Entwicklung („Green Cabinet“) der Bundesregierung im Dezember 2001 einen Entwurf zur nationalen Nachhaltigkeitsstrategie, der 21 Indikatoren beinhaltet. Derzeit (2004) erfolgt eine Bearbeitung durch das ⇡ Umweltbundesamt (UBA) als Grundlage für weitere Diskussionen im Kontext der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie. Daneben liefert das Umweltbundesamt im Rahmen eines sog. Deutschen Umweltindex (DUX) Kennwerte zu den Themen Klima, Luft, Boden, Wasser, Energie und Rohstoffe.- Im Jahr 2001 wurde die Länderinitiative „Kernindikatoren“ (LIKI) der Umweltämter und -anstalten der Bundesländer gegründet. Ziel war es, einen gemeinsamen geprüften Satz von U. auszuweisen. Auf der Grundlage der Arbeiten des LIKI hat sich im Jahr 2002 der Bund/Länder-Arbeitskreis Nachhaltige Entwicklung (BLAK NE) auf einen Satz von U. verständigt.
Lexikon der Economics. 2013.